Kuklin Valerij

Drittes Kapitel

 

 

in welchem Sophia erwachsen wird, die Bekanntschaft Onkel Niccolos macht und ihr Körper heranreift, um die Liebe eines Mannes zu empfangen

 

 

1

 

Der Page war der Sohn der alten Lucia. Alt war sie jedoch nur in meinen Augen. Mit meinen zwölf Lenzen erschienen mir ihre 34 Jahre als ein Alter, das fast dem des Methusalem gleichkam. Dafür empfand ich den Jungen, der genauso alt war wie ich, noch als rechten Grünschnabel, weshalb mich seine Bewunderung und die leidenschaftlichen Blicke, mit denen er mich bedachte, lediglich erheiterten und  mir ein wenig schmeichelten.

Der Junge war verliebt, wie sich nur künftige Verführer verlieben, die eben erst ins Mannesalter eingetreten sind. Die Natur gibt ihnen die Chance, die Bitternis jener Verluste kennen zu lernen, die ihre späteren Opfer erfahren werden. Vielleicht will sie sie so zur Vernunft bringen, damit sie nicht begehen, was die heilige Mutter Kirche die Sünde des Ehebruchs nennt. Doch ich kenne keinen unter ihnen, der dieser Warnung Beachtung geschenkt, mit seinen künftigen Opfern gefühlt und seine Leidenschaft gezügelt hätte, die der eines jungen Hengstes glich. Der Page gehörte genau zu dieser Sorte.

Zu nächtlicher Stunde hörte ich ihn an der Tür zu meinem Schlafgemach kratzen, obwohl er ebenso gut wie ich wusste, dass der Riegel nicht vorgeschoben war und ihn nichts daran gehindert hätte, einzutreten.

Tagsüber, wenn er hinter dem Stuhl stand, auf dem mein Vater vor seiner dampfenden Suppe thronte, verschlang er mich mit Blicken. Zu Feiertagen, wenn wir auf den Paradebalkon des Schlosses hinaustraten, damit sich das gemeine Volk am Anblick unserer rassigen Gesichter erfreuen konnte, hatte er weder Augen für die rotbackigen Mädchen mit ihren Bändern, die einen fröhlichen Reigen tanzten, noch für die muskulösen Burschen, die auf dem Stroh miteinander kämpften, das man auf dem Stein ausgestreut hatte, ja nicht einmal für die fahrenden Gaukler, die Feuer schluckten, als wäre es Brot, oder für die Komödianten in ihren bunten Gewändern. Er hatte nur Augen für mich und vergaß darüber hin und wieder, meinen Vater zu bedienen, was ihm jedes Mal eine Kopfnuss einbrachte und die Drohung, man werde ihn mit einem Fußtritt aus dem Schloss jagen.

So ging es fast ein Jahr lang. Und wer weiß, wie alles gekommen wäre, wenn ich nicht eines Morgens mit einem Gefühl der Erschöpfung aufgewacht wäre und etwas Nasses, Klebriges zwischen meinen Beinen gespürt hätte. Zunächst dachte ich, ich hätte am Abend zuvor etwas zuviel Wasser getrunken, doch dann fühlte ich einen stechenden Schmerz im Unterleib und als ich die Decke zurückschlug, entdeckte ich Blut auf dem Laken.

Sofort fielen mir die Gespräche der Frauen im Dorf darüber ein, dass einmal im Monat etwas Geheimnisvolles mit jungen Mädchen und Frauen, die nicht schwanger sind, vor sich geht. Es hieß, sie würden dabei bluten und danach den Männern wieder ihren Schoß schenken können, auf dass neues Leben in ihm entstehe.

Schmerz und Angst stiegen in mir auf. Schnell knüllte ich die Laken zusammen und lief mit ihnen in die unteren Geschosse, wo ich mich in einem Winkel im Halbdunkel versteckte und daran ging, mit aller Kraft die Blutflecken mit einem Bimsstein aus dem nassen Leinen zu reiben.

Die Köchin, der ich zu diesem Zweck einen Holzkübel gestohlen hatte, lief irgendwo hinter der Wand hin und her und knurrte, dass sie irgendetwas beim besten Willen nicht finden könne. Über mir piepsten die Fledermäuse, die hier niemals zur Ruhe kamen. Ich rieb mit einer solchen Kraft an den Laken, dass mir schon nach kurzer Zeit die Fingerknöchel weh taten und ebenfalls zu bluten anfingen.

„Was bist du doch für ein törichtes kleines Mädchen“, ertönte es plötzlich hinter mir. Ich kannte diese Stimme nicht, sie klang trocken und heiser.

Ich machte mich ganz klein und hätte am liebsten losgeschrieen vor Scham und Hass auf den, der mich in so einem unpassenden Moment beobachtet hatte. Ich drehte mich um und sah hinter mir, allerdings nicht auf dem Boden, sondern unter der Decke den Umriss von etwas Halbdurchsichtigem, das aussah wie ein Mensch mit schwach leuchtendem Antlitz.

„Eine Signora sollte nicht selbst waschen.“, fuhr der Umriss mit derselben heiseren Stimme fort. „Für derartige Tätigkeiten hat sie ihre Diener.“

Jetzt, wo ich Onkel Niccolo fast jeden Tag sehe und wir über dies und das reden, erinnert er mich von Zeit zu Zeit daran, wie ich das nasse Laken nach ihm geworfen und mein kleines Messer gezückt habe, das ich unter dem Gürtel versteckt hielt. Er meint bis heute, dass dieser Ausbruch ein Beweis großer Kühnheit und Entschlussfreudigkeit war und nichts weiter. Doch ich denke daran, wie ich vor Angst eine Gänsehaut bekam, als das Laken durch den Umriss hindurch flog und das, was eigentlich hätte ein Bein sein sollen, unter der Klinge des Messers nicht einmal zuckte.

Der Geist ließ sich langsam nieder, setzte sich auf den Rand des Kübels und stellte sich vor:

„Ich bin Onkel Niccolo, dein Ur-Ur-Ur-Urgroßvater, wenn man glaubt, dass der heutige Schlossherr dein Vater ist.“.

Dann stand er auf, glitt durch mich hindurch, kam auf der anderen Seite des Holzkübels mit den darin eingeweichten Laken wieder zum Vorschein und fuhr fort:

„Deine Brüste sind ja ganz in Ordnung. In ein paar Jahren wird man dich kräftig rannehmen müssen, bis die Federn aus der Bettdecke stieben.“

Ich warf mein Messer nach dem Geist, und vom Aufprall an der Wand barst die Klinge.

„Bist ein Prachtmädel!“, sagte es zufrieden. „Man spürt, dass in deinen Adern das Blut der Alamanti fließt. Wie heißt du eigentlich?“

„Sophia“, sagte ich und wischte mir die Hände am Saum meines nassen Kleides ab. Ich konnte mich schließlich nicht den ganzen Morgen mit einem Gespenst prügeln. „Und nun verschwinde schon. Die Nacht ist vorbei.“

„Das ist mir egal“, erwiderte der Geist. „Morgen, Abend, Nacht oder Tag... Das Schloss ist groß und hat wenig Fenster. Unsereins fürchtet das Sonnenlicht, und davon sieht man bei den Alamanti nicht allzu viel.“

„Gibt es denn viele von euch?“, fragte ich neugierig, während ich das schmutzige Laken vom Boden aufhob.

„Von wem?“

„Na, von euch – von euereinem.“ Ich konnte mich nicht entschließen, das Wort „Gespenster“ auszusprechen.

Der Onkel machte es sich in der Luft, zwischen Boden und Decke, wie auf einem Sessel bequem und antwortete:

„Ich habe nicht nachgezählt. Manchmal siehst du einen fünfzig Jahre nicht, denkst, er hat sich zur Ruhe gesetzt, und plötzlich – hast du nicht gesehen – kommt er aus irgendeinem Loch hervor und will über die Lebendigen plaudern, als ob er etwas Neues weiß. Aber dass du meinetwegen das Messer zerbrochen hast, das ist nicht gut. Mädchen, du bist jetzt in einem Alter, wo du dich verteidigen können musst. Einer von den Aposteln, ich glaube, es war Paulus, hat gesagt, dass jeder Mann, wenn er eine Frau ansieht, insgeheim mit ihr Ehebruch begeht. Und du bist eine Schönheit.“

Obwohl ich noch ein kleines Mädchen war, spürte ich nicht zum ersten Mal die eigene Sinnlichkeit und bekam Komplimente, doch die Worte eines seit langem Verblichenen über meine Schönheit freuten mich.

„Großväterchen“, lud ich ihn ein. „Komm doch irgendwann einmal zu mir aufs Zimmer. Allein langweile ich mich.“

„He, wer da?“, vernahm ich die Stimme der Köchin; und schon sah ich auch sie selbst, wie sie mit dem Schüreisen in der Hand aus einer Ecke kam.

„Signora Sophia? ... Guten Morgen! Mit wem habt Ihr gesprochen?“

Ich drehte mich zu Onkel Niccolo um, doch dieser löste sich gerade zwischen den nassern Laken in Nichts auf.

„O, du loser Schelm!“, rief die Köchin aus und schleuderte das Schüreisen in das Laken. „Was hast du dir bloß dabei gedacht, dem Mädchen schöne Augen zu machen?“

„Das sind doch nur Laken, Tante Agata!“, rief ich.

„Laken?“, wunderte sich die Köchin. „Heilige Einfalt!“ Sie trat näher heran, sah meine Hände und rief aus: „Du meine Güte! Sie hat sie selbst gewaschen! Mit ihren feinen Händchen!“ Sie griff die Laken und drückte sie an ihre Brust. „Bemüht Euch nicht, Signora! Ich werde sie auswaschen. Und kommt, kommt fort von hier!“, fuhr sie fort und nahm mit der anderen Hand die meine. „Die dunklen Winkel dieses Schlosses sind nichts für junge Mädchen.“

„Aber warum denn?“, fragte ich, als wir in die lichtdurchflutete, saubere, wenn auch im Laufe der Jahrhunderte völlig verräucherte Küche kamen. „Warum soll ich nicht in die dunklen Winkel gehen?“

„Weil es dort Gespenster gibt“, erklärte sie. „Und der Schlimmste von ihnen ist Euer Vorfahre, Signor Niccolo. Ihm zu begegnen bringt Unglück über die Familie Alamanti. Eurer Tante Francesca war er am Vorabend ihrer Hochzeit mit dem Grafen Segronelli erschienen, und sie ist verrückt geworden, kaum dass sie aus der Kirche gekommen war. Der arme Graf hat 25 Jahre in verschiedenen Schlössern mit ihr gelebt und ist kinderlos gestorben, denn unsere heilige Mutter Kirche gestattet keine zweite Ehe, wenn die erste Frau noch lebt. Und als er gestorben war, kam Eure Tante sofort wieder zu Verstand, ließ sich auf seinen Besitztümern nieder und begann ein Leben zu führen, dass man sich erzählt, sie hätte sein gesamtes Vermögen in fünf Jahren zum Fenster heraus geworfen. Deshalb ist es nicht gut, dem alten Niccolo zu begegnen“, endete sie und bekreuzigte sich.

„Und wie ging es weiter?“, fragte ich.

„Wie es weiterging?“, fragte sie zurück und seufzte. „Eure Tante ist zu ihrem Bruder gezogen, zu Eurem Vater. Sie hat um Kost und Logis in ihrem Elternhaus gebeten. Der Graf jedoch hieß sie, sich von hinnen zu scheren, denn eine Frau, die nicht klaren Verstandes sei, könne nicht zum Geschlecht der Alamanti gehören. Euer Vater, Signora Sophia, hegt die größte Hochachtung für all seine Vorfahren  und meint, das Geschlecht der Alamanti sei das bedeutendste alle Geschlechter Italiens. Selbst der König von Neapel, sagte, als er in unsere Gegend kam, dass er das Schloss eines Menschen besucht, der ihm vor Gott ebenbürtig sei. Und unser Herzog Alejandro von Savoyen lässt es sich überhaupt zur Ehre gereichen, Euren Vater zu empfangen, wenn der Signore beschließt, dem Schloss den Rücken zu kehren und die Hauptstadt zu besuchen.“

„Und wo ist sie hingegangen?“

„Wer, Signora?“

„Meine Tante Francesca.“

„Ich weiß es nicht. Sie ist gegangen und ist immer noch hier. Bei uns, Signora Sophia, ziemt es sich nicht, etwas über jene zu wissen, die für Seine Durchlaucht den Grafen als gestorben gelten. Sie sind nicht einmal Geister. Es gibt sie einfach nicht.“

„Und  Onkel Niccolo?“

Die Köchin sah sich zu der schwarzen Öffnung in der Tür um und ging zum Flüsterton über:

„Die Bediensteten im Schloss sagen, dass Euer Vater all seine verblichenen Vorfahren kennt, dass er sich mit ihnen trifft und mit ihnen redet: Aber das muss unter uns bleiben, Signora. Wenn der Graf erfährt, dass ich Euch davon erzählt habe, wird er mich auf der Streckbank legen und auspeitschen lassen.“

In diesem Moment wendete sie meine Laken, sah die verwaschenen Blutflecken und schüttelte den Kopf:

„Signora, Ihr werdet ja erwachsen! Ich gratuliere...“

Und unvermittelt küsste sie die schmutzigsten Stellen des Stoffs.

Übelkeit stieg in mir auf, und ich rannte aus der Küche.

Mir kam der Graf entgegen. Sein Gesichtsausdruck war hart, die Haare zerzaust.

„Was tust du hier?“, fragte er. „Jetzt ist Frühstückszeit, und ich suche dich schon im ganzen Schloss.“

„Ich hatte sie gerufen, Signore Vittorio“, erwiderte die Köchin und sah hinter mir hervor. „Es ging um Frauendinge.“

„Die Signora muss ihre Probleme nicht mit der Köchin klären.“, brüllte der Graf. „Sie hat schließlich einen Vater!“

Ich erbebte bei diesen Worten. Zum ersten Mal hatte der Graf sich als Vater bezeichnet. Es klang mir regelrecht in den Ohren.

„Und trotzdem, Signore, gestattet, dass ich Euch widerspreche.“ Die Köchin schmunzelte. „Es gibt Dinge, da kann der Vater einem Mädchen ihres Alters nicht helfen.“

„Dummes Zeug!“, schrie der Vater. „Du Dreckstück gehst sofort zum Scharfrichter und sagst ihm, dass ich befohlen habe, dir zehn Schläge mit der Rute zu verabreichen.“

„Ich gehe, Signore.“ Agata verneigte sich ehrerbietig. „Doch wenn jemand erfahren sollte, worum es in meinem Gespräch mit Signora Sophia gegangen ist und wofür Ihr mich bestraft, wird es eine Schmach für Euch sein.“

Ohne auszuholen, gab ihr mein Vater eine solche Ohrfeige, dass die arme Köchin rückwärts durch die ganze Küche bis an das vergitterte Fenster flog, an der Wand herunterrutschte und regungslos liegen blieb.

„Vater!“, rief ich. „Du bist im Unrecht!“. Ich stürzte zu der Köchin, legte ihr meine Hand unter den Kopf und spürte etwas Klebriges. Ich hob die Hand hoch und verspürte den Geruch von Blut.

Die Augen der Alten waren geöffnet, doch das, was sich in ihnen spiegelte, drang nicht in ihre Seele.

Ich sank auf Agatas Brust und weinte.

Mein Vater trat näher, warf meine Laken auf das Gesicht der Köchin und sagte gutmütig:

„Zu dumm. Aber in einem hatte sie Recht: Das ist kein Gesprächsthema für einen Mann und seine Tochter. Und trotzdem ...“, bei diesen Worten erhob er die Stimme, „gibt auch das einem Knecht nicht das Recht, kühn und mit einem Lächeln auf den Lippen mit seinem Herrn zu sprechen. Merk dir das, Sophia. Merk es dir fürs ganze Leben. Das soll dir eine Lehre sein: Man darf die Knechte nicht einmal denken lassen, man hätte etwas mit ihnen gemein. Zeigst du ihnen gegenüber Schwäche, kann der Knecht den Kopf heben... Lass uns in den Speisesaal gehen.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und ging festen Schrittes in Richtung des Flures, der ins Innere des Schlosses führe.

Ehrfürchtig folgte ich ihm.

Je weiter wir uns von der Küche entfernten, in der die Leiche der Köchin lag, um so fester trat ich auf, und meine Schritte wurden gleichmäßiger. Als ich meinen Vater an der Paradetreppe, an der er gerade stand, einholte, sah er in mein Gesicht, das in diesem Moment im Licht erschien, und ich wusste, dass er darin niemals auch nur den Hauch der Angst sehen würde, die ich soeben durchlitten hatte.

 

2

 

Vor kurzem haben Onkel Niccolo und ich wieder an diesen Vorfall gedacht, und wir waren beide der Meinung, dass der Tod der Köchin Agata ein Segen für sie gewesen war, da er sie von der Fronarbeit im Schloss der Alamanti erlöst hatte.

Der Greis erinnerte sich, dass jeder, dem es einfiel, Agata in ihrer Jugend anfassen durfte, dass sie sich mit gespreizten Beinen in den Laken ihrer Herren wälzte, aber auch auf dem Strohhaufen im Keller, wo Räuber in Handschellen und Fußfesseln über sie herfielen, die der Wache für dieses letzte Vergnügen vor der Hinrichtung Geld gegeben hatten.

Selbst mein Vater hatte sich mit sechzehn Jahren im Rausch in die Myriaden derer eingereiht, die es ihr besorgt hatten. Als er sich am anderen Morgen darüber klar geworden war, hatte er von meinem Großvater gefordert, das sündige Weibsbild aus dem Schloss zu jagen. Doch der Alte hatte über den Jungen gelacht, der über die Stränge geschlagen war, und hatte Agata verboten, jemals wieder eins der Obergeschosse zu betreten, mehr nicht. Der Befehl wurde ausgeführt, und nach einigen Monaten begann ihr Ruhm als eine, die jeder haben konnte, zu verblassen: Die Bauern suchten sich Jüngere, denn was sie angelockt hatte, war nicht die Zugänglichkeit der Dienerin ihres Herrn, sondern der Gedanke daran, dass sie dieselbe Stelle eines Frauenkörpers benutzten wie ihre Herren.

So lebte sie, ohne ein Kind geboren zu haben, ausgestoßen von ihren Nächsten, besudelt von ihren Herren, die restlichen dreißig Jahre im Schloss und stieg nie eine unserer Treppen zu jenen Gemächern hinauf, in denen sie einst mit ihren Schultern und Lenden jeden Winkel gewischt hatte. Irgendwann im Alter von etwa vierzig Jahren wurde sie eine gläubige Katholikin, die jeden Sonntag eine Kerze für die Jungfrau Maria anzündete und den jungen Leuten sinnliche Reinheit und Keuschheit predigte, die Jungfrauen pries und die Sünderinnen verdammte. Doch im Alter, als sie von allen vergessen war, zeigte sie sich nicht einmal mehr an den großen kirchlichen Feiertagen im Dorf. Sie blieb im Schloss, wobei sie sich am Anfang noch Ausreden dafür ausdachte; später blieb sie einfach so zurück.

Es ist ihr nicht einmal gelungen, ein Gespenst zu werden. Zumindest haben weder ich selbst noch Onkel Niccolo bisher ihren Schatten in den Gängen des Schlosses gesehen. Obwohl sie eines gewaltsamen Todes gestorben ist und sehr wohl auf Rache gegen meinen Vater hätte sinnen können ... und auch gegen mich...

 

© für die Übersetzung: Carola Jürchott

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